Ritter, Tod und Teufel – Gedanken zum Konzertprogramm

C. FRANCK (1822-1890)
Prelude, Choral und Fuge

F. LISZT (1811-1886)
Funerailles
Harmonies poetiques et religieuses

C.SAINT-SAENS (1835-1921) / F.LISZT
Danse macabre Op.40

F.LISZT
Totentanz Paraphrase über Dies irae
Originalfassung des Komponisten
für Klavier solo, bearbeitet und erweitert
von Roberta Pili

F.CHOPIN (1810-1849)
Klaviersonate b-moll Op.35
Grave Doppio movimento
Scherzo
Marche Funebre
Presto

Einleitung C.Franck, Prelude, Choral und Fuge
Düstere Stimmung (Prelude), Selbstreflexion (Choral), Kontrapunkt in der musikalischen Form (Fuge = Flucht), wo die Stimmen miteinander und gegeneinander klingen, bis zum deklamatorischen Finale:
Dieses charakteristische Werk von C.Franck zeigt klanglich eine besondere Darstellung des Todes, jedoch in der Stufe Post-Mortem (dt. vor dem Tod), das Ende des Lebens, bewusst betrachten, wie dieses sich ereignet und gestaltet.

Der Tod
F.Liszt Funerailles (das Begräbnis)
C.Saint-Saens / F.Liszt – Danse macabre (der Totentanz)
F.Liszt Totentanz
La Camarde
Spätestens nach Berlioz erlebte das DIES IRAE Motiv eine Popularität, die es zusammen mit B-A-C-H zu einem der meist benützten musikalischen Zitate werden ließ. Neben Alkan, Liszt, Saint-Saens, Tschaikowksy oder Glasunow um nur wenige zu nennen, wird DIES IRAE vor allem im Werk von Rachmaninoff zu einer wahren Obsession, die sich bei ihm oft auch aus literarischer oder bildnerischer Quelle speist.
Sowohl Bildende Kunst als auch Literatur sind ebenso zentrale Ausgangspunkte für das Schaffen von Franz Liszt, wobei ihm aus diesen Anregungen auch vielfältige Motive und Bilder des Todes für sein Werk erwuchsen. Dantes Göttliche Komädie wie auch Goethes Faust bilden dabei nur die Spitze des Eisberges der Auseinandersetzung mit Jenseitigem. Der Triumph des Todes (ein Fresko von F.Traini) wird zum Motto des Totentanzes, der sich ähnlich wie Saint-Saens Danse Macabre punktuell in tonmalerischen Details klappriger Gerippe und damit vorrangig mittelalterlichen Bildinhalten ergeht.
Liszt jedoch schärft tiefer, bleibt nicht auf der Ebene musikalischer Gemeinplätze und billiger opto-akustischer Effekthascherei stehen. Die aufrichtige und mutige Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Jenseits ist für Liszt ein ernsthaftes Anliegen, das ihn von der Wiege bis zum Grabe (so der Werktitel einer seiner Symphonischen Dichtungen) begleitet. (Text von Oliver Peter Graber)

Conclusio (Schlussbetrachtung)
F.Chopin Klaviersonate b-moll Op.35 “Marche Funebre”
Eine klagende Melodie Der Trauermarsch
In diesem einzigartigen Klavierwerk dreht sich alles um einen Satz:
Die Marche Funebre, welche bis heute als “der Trauermarsch” schlechthin gilt. Ein klagender Gesang beispielloser Großartigkeit, begleitet von einer tiefen Trauer.
Dieser Marsch zeigt keinen heroischen Charakter (wie bei Beethoven), wohl aber den Ausdruck menschlicher Natur, wenn jemand aus dem Leben scheidet.
Die Melodie des Mittelteils ist weder ein Schrei, noch ein Gebet, es ist ein Weinen, ein Gesang der Verzweiflung, der Trost sucht aber noch keinen findet.
Im ersten Satz bedient sich Chopin eines rhythmisch gebrochenen Modells (Ausdruck der Todesangst), in dem das Hauptthema durch einzigartige Anwendung der Pause wie ein stockender Atem klingt. Ein makabres Scherzo folgt, wie ein Tanz von Skeletten, ähnlich dem Totentanz, akustisch meisterhaft gelöst durch eine dichte Chromatik aus homophonischen und polyphonischen Elementen (Homophonie: Gleichklang, Polyphonie: harmonische Mehrstimmigkeit).
Im Finale herrscht eine Geister-Stimmung, die bis zum abschließenden Geschrei eine atemberaubende Spannung erzeugen soll: Nach dem Marsch plaudern die linke und rechte Hand unisono (Chopin).

Musikalische Symbolik des Gemäldes Ritter, Tod und Teufel:
Ritter: Reitende Motive, besonders bemerkbar in F.Liszt (Funerailles, Danse Macabre, Totentanz);
Tod: Thema Dies Irae, Begräbnis, Trauermarsch, Totentanz;
Teufel: Verzweiflung, Verwirrung, Täuschung, teuflische Motive in Funerailles, Totentanz (Liszt)
und Scherzo (Chopin).